Richtig und gesund füttern

Gar nicht so einfach ...


Es wird so vieles propagiert, aber wie macht man es richtig?

Diese Frage ist nahezu nicht zu beantworten ohne sich in Glaubensfragen und Überzeugungen zu verwickeln und sogar Freundschaften sind darüber zerbrochen.


Wieviel braucht ein Meerschweinchen an Futter?

Meerschweinchen sind 100%ige vegane Raufutterfresser. Für den Erhalt benötigt ein ausgewachsenes Meerschweinchen 4 % seines Körpergewichtes (40 g / 1000 g LM) an Futter. Im Wachstum, Deckeinsatz, Trächtigkeit und Laktation (Milchleistung in der Säugephase) verändert sich der Bedarf an Nährstoffen.


Bedarf / Tag
Heu (40g)
Gras (40 g)
Trockensubstanz
34,4 g
8,3 g
14 - 20% Rohprotein 
9,1 %
15,8 %
10 - 18% Rohfaser
34,1 %
26,2 %
2,5 - 3,5% Rohfett
2,2 %
3,7 %
6,5 - 8,5% Rohasche
5,7 %
10,0 %
Ca:P Verhältnis (1,5 - 2:1)
1,4:1
0,35:1
10 - 20 mg Vitamin C
-/-
-/-


Diese Tabelle zeigt, das eine reine Heu- oder Grasfütterung nicht Bedarfsgerecht ist, mal ganz davon abgesehen, das sie solche Mengen nicht einmal bei ihren gewöhnlichen 100 Mahlzeiten in 24 Stunden fressen könnten ohne zu platzen. Umfangreichere Informationen finden sich hier.

 

Werte je 1000 g
empfohlene Zusammen-setzug von Trockenfuffer
Berkel Premium C
Hasfit Cavia C Pellets
Union Cavia Korn
Union Cavia Show & Energy
Havens Cavia Anti Stress + C
Versele Laga Cavia Nature
Versele Laga Crispy Müsli Guinea Pigs
Mi
Fu
Ma
verdauliche Energie in MJ
11,78 11,32 11,92 12,12 --- --- --- ---
Trockensubstanz in g
910 910 910 910 910 880 880 910
Rohprotein in g 140 - 180 185 160 205 220 175 150 150 165
Rohfaser in g 150 - 180 142 160 140 131 167 160 130 150
Rohfett in g 30 - 35 28 25 30 30 32 30 30 28
Rohasche in g 70 - 85 90 70 83 77 96 80 70 ---
Calcium in g 6,0 --- 8,0 10,0 9,0 1,0 0,8 1,0 12,0
Phosphor in g 4,0 --- 4,8 5,0 5,0 0,6 0,6 0,6 7,0
Ca:P Verhältnis 1,5:1 1,5 --- 1,7 2,0 1,8 1,7 1,3 1,8 1,7
Natrium in g 2,0 --- --- 3,0 3,0 --- --- --- ---
Eisen in mg 65 25 150 --- --- --- 108 90 ---
Kupfer in mg 12 15 17 12 --- --- 10 9 ---
Zink in mg 65 50 70 --- --- --- 76 65 ---
Selen in mg
20,0 80,0 --- --- --- 0,2 0,2 ---
Jod in mg 1,0 40,0 80,0 --- --- --- 2,0 1,9 ---
Vitamin A in IE 16.000 - 20.000 13.500 13.500 16.500 --- --- 10.850 11.100 20.000
Vitamin D in IE 500 - 1.000 800 1.700 800 --- --- 1.300 1.100 1.500
Vitamin E in mg 40 - 80 100 102 40 --- --- 85 75 120
Vitamin C in mg 3.000 - 4.000 3.000 3.000 4.000 4.000 4.000 240 380 2.000
Biotin in mcg
50 400 --- --- --- --- ---
---
Tagesration in g  je 1000 g LM  3 - 6  3 - 6  2,5 - 5 2,5 - 5  2,5 - 5 42 - 84 26 - 53  5 - 10


Diese Tabelle zeigt, das von den wirklich guten Meerschweinchen Fertigfuttern eine tägliche Gabe von weniger als 10 g / 1000 g LM ausreichen um den Vitamin C Bedarf zu decken. Das ist die Hauptaufgabe dieser, oft als Alleinfutter deklarierten, Industriefutter. Jedoch sagt der Vitamin C Gehalt nichts über die Qualität des Futters aus. Unter Meerschweinchen Futter ist eine, bestimmt nicht vollständige, Liste aufgeführt. 


Industrielles Futter

Eine Ernährung rein über Frischfutter ist nicht möglich. Netterweise bietet die Industrie ein großes und oft recht buntes Spektrum an Fertigfuttern. Sie werden häufig als Komplettfutter, Hauptfutter oder sogar Alleinfutter angeboten. Zum Glück steht meistens irgendwo mehr oder weniger deutlich, dass Heu trotzdem immer zur Verfügung stehen muss.

Diese werbewirksamen Aussagen sind ebenfalls nicht richtig. Kein industrielles Futter ist neben Heu zur gesunden Fütterung unserer Lieblinge ausreichend. Oder anders verstanden: es ist gerade Mal ausreichend. Damit ist man von befriedigend, gut oder sehr gut noch verdammt weit weg.

Manche Futter sind wie ein Blick in eine Müslischale. Das sind Futter, die in erster Linie aus Körnern = Getreide bestehen. Dazu kommt, dass diese oft auch noch so schön bunt sind. Denn diese Farbenvielfalt und -intensität wird über Farbstoffe (siehe Liste an Ende) erreicht und sind nicht, wie oft behauptet, die Farben der getrockneten Gemüse die darin enthalten sind (oder sein sollen). 


Merke:

Je bunter ein Futter ausschaut, desto weniger ist es geeignet.


Andere Futter sind in der Regel pelletiert. Diese Pellets für Meerschweinchen bestehen in erster Linie aus Grünhäcksel und Grünmehlen von Gräsern, Luzerne und Kräutern. Sie sind mit Mineralien, Spurenelementen und Vitaminen angereichert. Dabei ist eine sehr hohe Vitamin C Dosis besonders wichtig. Sie enthalten (leider) meist auch Getreide in geringen Mengen, weil man sonst sehr große Mengen von Fetten und Trestern einsetzen müsste um die Pellets in ihrer Form zu halten. Sie sind die natürlichen Kleber in diesen Futtern. Getreide versteckt sich häufig hinter den schönenden Worten ...klei, ...schälkleie und ...keime. Mit Mühennachprodukte sind, salopp gesagt, Abfallprodukte bei der Mehlerstellung. Auch diese finden sich in manchen Futtern. Deshalb vor dem Kauf immer die Zusammensetzung und Inhaltsstofflisten der Futtermittel anschauen. Findet sich schon unter den ersten Angaben Getreide(namen) sollte man zu liebe der Meerschweinchen die Finger davon lassen. Die Zusammensetzung steht in der Reihenfolge der nach Menge enthaltenen Inhaltsstoffe geschrieben. Zu erst sollten sich Gräser / Heu, Luzerne / Alfalfa dann Kleberstoffe und zum Schluss Kräuter, Gemüse und Obst und andere Inhaltsstoffe.

Diese industriellen Futter kann man sinnvoll unter Kraftfutter zusammenfassen.

Zuchttiere benötigen größere Mengen dieser Kraftfutter als Liebhabertiere, weil die Reproduktion (Fachausdruck für Zucht: er Umfasst den gesamten Zuchtvorgang vom Deckakt, über Trächtigkeit, Geburt, Aufzucht, Erholung und Aufwuchs von Jungtieren) eine immense Energie benötigt. Während der Verpaarung sind Böckchen und Weibchen viel in Bewegung. Während der Trächtigkeit benötigt das Weibchen mehr Nährstoffe und etwas mehr Futter. Muss es doch jetzt nicht nur sich selber versorgen. Auch beim Säugen ist eine hohe Nährstoffdichte für gute und reichlich Milch wichtig. Selbst für das gesunde Wachstum eines Jungtieres ist eine größere Nährstoffdichte besser. Auch in der ersten Zeit der Zuchtpause benötigt das Zuchtweibchen etwas mehr Futter.

Das Futter, das wir unseren Tieren vorsetzen hat nicht viel mit dem zu tun, von dem sie sich in der freien Natur versorgen würden. Dadurch werden häufig die Zähne zu wenig abgenutzt und es kommt zu Problemen. Die Schneidezähne werden durch das Füttern ganzer Möhren und bereitstellen von Hölzern (Birke, Weide, Haselnuss, Obstbäume) vermehrt beansprucht. Dabei kommen aber die Backenzähne zu kurz und können zu lang werden. Da helfen Pellets aus. Neigt das Schweinchen zum zu dickwerden bei der Pelletfütterung, ist die Ration zu groß. Dabei zuvor auch schauen, ob nicht an anderer Stelle auch Zucker eingespart werden kann.

 

100 g Gras durchschnittlich 1,5 g Zucker, wegen des hohen Wasseranteils

100 g Heu durchschnittlich 4,2 g Zucker, weil es durch den Wasserentzug leichter ist

100 g Möhre enthält 5,6 g Zucker

100 g Futterrübe enthält 6,5 – 9,2 g Zucker

100 g Zuckerrübe enthält 16 g Zucker

 

Farbspektrum 

Wenn von einem Nahrungsmittel nur die Oberfläche eingefärbt werden soll, können Aluminium (E 173), Silber (E 174) oder Gold (E 175) verwendet werden. Rote, gelbe, orange oder schwarze Farbtöne sind bei Lebensmitteln stark verbreitet. Blaue Farbstoffe sind eher selten zu finden. Eine Ursache ist, dass blaue Lebensmittelfarbstoffe meist synthetischer Natur sind und synthetische Farbstoffe nicht von allen Konsumenten akzeptiert werden. Die blauen Farbstoffe Patentblau V und Brillantblau FCF sind säureempfindlich und daher nicht zur Färbung von Zuckerguss geeignet.

gelb, orange, rot: E 100 – Curcumin; E 101 – Riboflavin; E 101 a – Riboflavin-5-Phosphat; E 102 – Tartrazin; E 104 – Chinolingelb - E 110 – Gelborange S – E 160 a – Carotine; E 160 b – Annatto; E 160 c – Capsanthin; E 160 d – Lycopin; E 160 e – Beta-apo-8′-Carotinal; E 160 f – Beta-apo-8′-Carotinalethylester; E 161 b – Lutein; E 161 g – Canthaxanthin; E 162 – Betanin; E 163 – Anthocyane - E 180 – Litholrubin BK - E 120 – Karmin; E 122 – Azorubin; E 123 – Amaranth; E 124 – Cochenillerot A; E 127 – Erythrosin; E 129 – Allurarot AC

blau: E 131 – Patentblau V; E 132 – Indigotin; E 133 – Brillantblau FCF

grün: E 140 – Chlorophyll; E 141 – Kupferhaltige Komplexe der Chlorophylle und Chlorophylline; E 142 – Grün S

braun und schwarz: E 150a–d – Zuckerkulör; E 151 – Brillantschwarz BN; E 153 – Aktivkohle; E 154 – Braun FK; E 155 – Braun HT

weiß, Metalle, Anorganischrot: E 170 – Calciumcarbonat; E 171 – Titandioxid; E 172 – Eisenoxid; E 173 – Aluminium; E 174 – Silber; E 175 – Gold.

 

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Lebensmittelfarbstoff#Farbspektrum

 

Wissenswertes zu pelletiertem Futter

Regelmäßig werden sämtliche Pellet Futter verteufelt weil sie in der Speiseröhre und im Magen aufquellen würden. Doch stimmt das?

Nein! Denn 1. müssten die Pellets dazu unzerkaut verschluckt werden und 2. sollte man einfach eine Quellprobe machen, um zu wissen welche Pellets tatsächlich aufquellen und zu blockierenden Pfropfen werden können und welche sich einfach in ihre Bestandteile auflösen.

Die Festigkeitsprobe

Wieviel Kraft ist notwendig um ein Pellet zu verkleinern? Ist es zwischen den Fingern zu zerreiben, kann man es mit den Fingernägeln teilen oder bekommt man es nicht verbrochen?

Dabei unbedingt bedenken, das Meerschweinchen eine beachtliche Kraft in ihren Kiefern haben und große dicke Möhren ohne Probleme schreddern können.

Die Quellprobe

Wie reagiert das Pellet auf Wasser? 1g Pellets mit 3 ml Wasser anfeuchten und abwarten. 

Wie schnell lösen sich erste Bestandteile ab? Wie quillt es auf, oder zerbröselt es einfach?

Nimmt es das Wasser evtl. gar nicht auf?


Ich würde mich freuen Berichte über Quellproben anderer Pellets zu erhalten. Unter dem Link findet ihr den Versuchsaufbau und Ablauf, so wie dessen Ergebnisse.


Was darf ein Meerschweinchen für Futter?

Eine umfangreiche Futterliste ist hier nachzulesen.

Gemüsesorten mit hohem Wasser / Saft Anteil sind besonders geeignet für Transporte unserer Lieblinge, denn Wasserflaschen kleckern bei Bewegung und richten schnell ein Fußbad an. Gleichzeitig enthalten sie kaum Nährstoffe. 

Das beste Frischfutter ist ganz eindeutig Gras und junges Laub, älteres ist nicht mehr ganz so frisch und enthält ab dem Umfärben im Herbst viel mehr Stickoxide. Aber Gras ist nicht gleich Gras und Laub noch lange nicht gleich Laub. 

Grünland in Mitteleuropa, besonders Deutschland, sind in der Regel intensiv bewirtschaftete Monograskulturen zur Grassilage Gewinnung, von wenigen Pferdeweiden abgesehen. Diese Grünflächen sind kein Selbstbedienung Pflückland für Kleintierhalter, wenn man aber den Landeigner oder Pächter fragt, wird kaum einer etwas dagegen haben. Frischgas sollte nur in der Vegetationsphase geerntet werden. Das setzt eine Bodentemperatur von mindestens 6° Celsius und genügend Feuchtigkeit voraus, damit Gras überhaupt wachsen kann. Das Schnittgut sollte zu 80% auch einer möglichst artenreichen Gräser Mischung und zu 20% aus verschiedenen Kräutern bestehen. 

Zum Beispiel:


Gräser: 

Kräuter:


  • Rotes Straußgras
  • Flecht-Straußgras
  • Kammgras
  • Wiesen-Knaulgras
  • Rot-Schwingel
  • Wiesen-Lieschgras (Timothy Gras)
  • Einjährige Rispe
  • Wiesen-Rispe


nicht so viel (Monokultur Süßgräser)

  • deutsches Weidelgras
  • welsches weidelgras

  • Schafgarbe
  • Wiesen-Kerbel
  • Kümmel
  • Wilde Möhre
  • Fenchel
  • Wiesen Labkraut
  • Pastinak
  • Petersilie
  • Spitz Wegerich
  • Breit Wegerich
  • Kleiner Wiesenknopf
  • Löwenzahn
  • Brennessel


Unter diesem Link findet sich eine kleine Gräserkunde und hier eine Fortsetzung auch für Kräuter.

Ab dem Herbst beginnen, besonders die Süßgräser, in Bodennähe zu vergilben und zu verpilzen. Ab diesem Zeitpunkt sind die nicht mehr zur Fütterung an unsere kleinen Pelzschnuten geeignet.


Geeignete Winterfutter für kleine Tierbestände bieten die Gemüsetheken. Für Züchter ist dies selten durchführbar. Da ist es von wesentlich größeren Sinn und Nutzen auf Futterwurzeln wie Möhren, Rote Beete und Futterrüben zurückzugreifen. Sie sind erschwinglich zu erstehen und haben einen besseren Futterwert. 

Der Unterscheid zwischen Futter- und Zuckerrübe ist signifikant. Zuckerrüben sind kein Futter!


Trinkwasser - nicht zu unterschätzen!

Der Wasserbedarf wird in unterschiedlichen Quellen auch unterschiedlich hoch angegeben. Fakt ist: Wasser muss völlig unabhängig von allen beeinflussenden Faktoren immer in reichlicher Menge, sauber und täglich frisch in sauberen Behältern jederzeit zugänglich sein. Ob in Schalen, Näpfen, Wasserspendern oder Nippelflaschen kann jeder für sich selber und seiner Haltung angepasst entscheiden. 



Pro
Contra

Schale, Napf


  • natürliches Trinkverhalten möglich
  • ist sehr schnell verunreinigt
  • Schweinchen können darin sehr nass werden
  • umstoßen sorgt für mehr Aufwand, denn der Stall muss gereinigt und getrocknet werden

Wasserspender


  • je nach Becken ist eine natürliche Wasseraufnahme möglich
  • je nach Beckengröße wird weniger verplempert
  • ist leicht verunreinigt
  • Schweinchen können darin sehr nass werden
  • je nach Bauart gibt es beim umstoßen eine wahre Flutwelle mit weitreichenden Folgen


Nippelflasche

  • eine Verunreinigung ist fast nicht möglich
  • sparsamer, weil es nur selten verplempert wird
  • keine natürliche Trinkhaltung möglich

Quelle der Fotos: Zubehör für Kleintierkäfige Näpfe, Tränken im Online-Shop | FRESSNAPF 

Der tatsächliche Wasserbedarf von Meerschweinchen richtet sich nach verschiedenen Faktoren. 

  • Klima und Umgebungstemperatur
  • relativer Luftfeuchtigkeit
  • Futtermittel und Futterangebot
  • Körperlicher Belastung (Wachstum, Erhalt, Deckeinsatz, Trächtigkeit, Laktation (Milchleistung in der Säugephase)

Der Flüssigkeitsbedarf, der theoretisch auch aus Futtermitteln gedeckt werden könnte, beträgt ca. 6 % des Körpergewichtes (60 ml / 1000 g LM) und variiert mit oben genannten Lebenssituation. Mindestes jedoch 3 ml Wasser je 1g gefressener Trockenmasse.



1,16 g Heu entspricht 1 g Trockenmasse und erfordert 3 ml Wasser zur Verdauung.

4,7 g Gras entspricht ebenfalls 1 g Trockenmasse. Da sind aber bereits 3,51 ml "Wasser" enthalten.



Von diesen 3,51 ml Flüssigkeit im Gras, den man besser als Saft bewerten sollte, werden maximal 0,5 ml durch Niere und Blase geleitet. Auch bei größerer Portion reicht die Wassermenge nicht aus um die Nieren und Blase genügend zu spülen. Zum Glück sind Schweinchen nicht so dumm, aber es erklärt, warum sie vermeintlich kein Wasser trinken, wenn sie viel Frischfutter / Saftfutter erhalten. Wenn sie 40 g Heu fressen würden, würden sie gut 103 ml, bei derselben Menge Gras aber nur 25 ml Wasser saufen.


Wie sollte die Tagesration eines Meerschweinchens gestaltet sein?

Meerschweinchen sind 100%ige vegane Raufutterfresser mit einem sogenannten Stopfdarm. Ihre Darmperistaltik ist sehr träge, weshalb sie ständig Raufutter in 100 Mahlzeiten pro 24 Stunden nachschieben müssen um die Verdauung am Laufen zu halten. Deshalb ist es unumgehbar diesem Rechnung zu tragen, in dem die Fütterung auf einem möglichst artenreichen hochwertigem Heu basiert. Die Schweinchen fressen blättriges Heu lieber als stängeliges und sie selektieren ausgiebig. Was ihnen schmeckt, wird gefressen, alles andere verteilt und eingeschmutzt. Sie lassen sich durch nicht wechseln des Heus auch nicht dazu zwingen das weniger bis nicht schmackhafte zu fressen, es sei denn sie drohen zu verhungern. 



Ihren Eiweißbedarf decken sie aus essenziellen Aminosäuren über die Aufnahme von Blinddarmkot aus frische oder getrockneten Wiesengräsern. Der Bedarf an ungesättigten Fettsäuren ist über jegliches Grünfutter (frisch oder getrocknet) zu decken. Ausreichend Kohlehydrate sind ebenfalls durch die mikrobielle Dickdarmverdauung von Heu gedeckt. Mineralstoffe sind in artenreichem Heu zu genüge enthalten, wenn es keine landwirtschaftliche Monokultur (Rinderbauer) oder zu kräuterreiche extensiv Fläche handelt. Bei erstem kommt es zu einem Phosphorüberschuss und so zu einer nicht Verstoffwechselung von Kalzium, bei letzterem zu einem Kalziumüberschuss. Beides führt zu Nieren- und Blasenproblemen und so zu Harngries- bis Steinbildung. Auch die Vitamin Versorgung ist grundsätzlich kein Problem. Vitamin E, K und B-Komplex so wie A und D werden in frischen und getrockneten Wiesengräsern zu genüge zur Verfügung gestellt und mit Hilfe des Blinddarmkots auch die wasserlöslichen aufgenommen.

Vitamin C ist die einzige Schwierigkeit in der Selbstversorgung des Schweinchens. Sie können es nicht selbständig synthetisieren und sind auf eine Zufütterung angewiesen. Die Möglichkeit über das Tränkewasser ist eine Option, führt bei einigen Tieren aber zur Verweigerung des Wassers da sie das leicht säuerliche Wasser als verdorben empfinden. Eine andere, gerne propagiert Möglichkeit ist die Versorgung über Frischfutter. 

Dazu ein kleines Beispiel:



1000 g Meerschweinchen benötigt 40 g Futter

darin enthalten sein müssen 10 mg Vitamin C für ein erwachsenes, gesundes Tier

trächtige, schwache und alte benötigen 20 mg


16 g Paprika enthalten 10 mg Vitamin C

aber auch ein Ca:P Verhältnis von 6:1 



Die Vitamin C Versorgung ist somit nicht über Frischfutter zu decken, ohne neue Probleme und Baustellen aufzutun. An diesem Punkt wird deutlich, das eine gesunde Fütterung über die Gabe eines wirklich geeigneten Meerschweinchenfutters ohne andere Risiken zu gewährleisten ist. Ein geeignetes Pelletfutter besteht in erster Linie aus Grünmehlen und sollte einen möglichst hohen Vitamin C Anteil aufweisen. Je mehr Vitamin C enthalten ist, desto weniger muss davon gefüttert werden.

Wichtig ist nun vor allem eine ständig saubere und frische Wasserstelle.


Mit bestem Heu, geeignetem Meerschweinchenfutter und ständig frischem sauberem Wasser ist tatsächlich eine gesunde Fütterung möglich. 


Das heißt nicht, das Frischfutter nicht gefüttert werden soll oder darf. Nur wird dessen Bedeutung viel zu hoch angesetzt. Es ist Sauce, Vor- und Nachspeise so wie Naschwerk für zwischendurch und sollte nicht die Hauptfütterung darstellen.

Dafür ist Frischfutter, das nicht klein geschnitten ist eine wunderbare und sinnvolle Beschäftigung mit nicht zu unterschätzendem Muskeltraining.


Warum eine reine oder überwiegende Frischfutter Fütterung nicht artgerecht und gesund ist

Das Tschudi Meerschweinchen, welches der Urahn unserer Rassemeerschweinchen ist, stammt aus den südamerikanischen Anden und kommt in etwa 3.000 bis 4.000 Metern Höhe von Argentinien bis Chile vor. Sie leben in Wassernähe und sumpfigen Gebieten mit guten Versteckmöglichkeiten. Ihre natürliche Ernährung besteht aus Gräsern, Getreidepflanzen (grünes Getreide überwiegend vor der Kornreife), Alfalfa (Luzerne), Klee, frische Maiskolben und Maispflanzen und diversen Kräutern. Zusätzlich noch Laub und Rinde von Büschen und Bäumen. Die Futtergrundlage ist vor allem langfaseriges Raufutter, an denen sie ihre lebenslang ständig nachwachsenden Zähne (Backenzähne: 1,2 - 1,5 mm / Woche, Schneidezähne etwas schneller) abreiben.


Der hohe Wasseranteil in Salaten, Gemüse und Obst führt sehr häufig dazu, das wenig bis kaum Wasser getrunken wird. Das führt zu unzureichender Spülung von Nieren und Blase. Dazu kommt, das viele Gemüsesorten und auch Kräuter ein ungünstiges Ca:P Verhältnis haben und obendrein harntreibend sind. Die Folge sind Harngries und Blasensteine. Vom Zucker, auch wenn es Fruchtzucker sind, mal ganz zu schweigen.


Der Kauwiderstand den die meisten Salaten, Gemüse und Obst bieten, ist so gering, das die Zähne nur ungenügend in Reibung kommen und sich nicht im angemessenem Maß abnutzen. Sie bieten viel zu wenig Rohfaser, welche auch noch kurzfaserig ist, was zu Zahnproblemen führt. Das gilt, je nach Vegetationsperiode, auch für die mitteleuropäischen Monokultur Leistungsgräser. 


À la carte - Vegane Küche für Meerschweinchen

Nancy von den Wolfhagener StadtwaldZwergen und Nancy Loveridge
beim studieren der italienischen Speisekarte

Unsere Meerschweinchen bekommen Heu "all they can eat", also immer zur freien Verfügung. Da wir durch unsere Pferde immer ein gefülltes Lager haben, sind unsere Schweinchen so dekadent und schlafen auch im Heu-Bett. :-) Heu lässt sich in der Fütterung nur durch eins ersetzten: besseres Heu. Das heißt, die gesamte Fütterung baut auf bestem Heu auf. Leider ist das nicht immer so einfach zu bekommen. Zu viele Faktoren spielen mit rein. Der Boden und dessen Bewirtschaftung, der Artenreichtum (meist aber eher die Artenarmut), die Zusammensetzung (idealerweise 80% Gräser (nicht Gras) und je 10% Kräuter und Leguminosen), das Wetter, die Erntetechnik und natürlich auch die Lagerung. Dazu kommt, dass alle Naturprodukte in ihrer ernährungsphysiologischen Zusammensetzung (Nährstoffe, Mineralien, Micronährstoffe und Vitamine) nie gleich sind. Sie unterliegen immer Schwankungen, die durch die Bodenqualität, das Wetter und die Entwicklungsreife bestimmt werden.

Dazu wird ein geeignetes Fertigfutter für Meerschweinchen gereichet. Damit wird die kontinuierliche Grundversorgung mit den wichtigsten Nährstoffen gesichert. Es ist besonders auf die Vitamin C-Versorgung zu achten, denn Meerschweinchen können dieses nicht selber bilden. Es ist auch für Meerschweinchen in Liebhaberhaltung wichtig, da es die Backenzähne beansprucht, die durch andere Futter nur unzureichend belastest werden. Die unzureichende Beanspruchung kann sehr leicht zu Zahnproblemen führen. Um die Gefahr zu minimieren reicht 1 Teelöffel pro Tag und erwachsenes Meerschweinchen schon aus. 

Aus dem Fertigfutter mischen wir uns Müslis, die zu den jeweiligen Ansprüchen unserer Schweinchen Gruppen passen.

Um die Fütterung für die Schweinchen interessanter und abwechslungsreicher zu gestalten  bekommen sie frisches Gemüse. Besonders hoch stehen hier Möhren, Salat und Gurken im Kurs. Natürlich gibt es zur Abwechslung auch Fenchel, Paprika, Zucchini, Möhrengrün und Petersilie, was einem beim Einkauf halt gerade so entgegen lacht. Gerne auch mal Obst (1x pro Woche) Apfel oder Banane, Birne und Wassermelone.

Im Sommer gibt es täglich frisches Gras, Kräuter und Löwenzahn und zum Knabbern gibt es Haselnuss-, Birken- oder Apfelbaumzweige.


Meeris-Müsli-Mischungen

Hier ist einiges möglich um jedem Geschmack gerecht zu werden.


Menge

Basismischung

Sie ist für alle Meerschweinchen in allen Haltungsarten geeignet.

1 l

Jedes Meerschweinchen Pellet Futter auf Grünmehlbasis mit mindestens 2.000 Vitamin C.

1 l

Ein Mischfutter, ohne Getreidekörner (oder mit nur geringem Anteil)

10 l (nicht gestopft)

Raufutter Ergänzer, gerne als Mischung aus verschiedenen Arten


Geeignete Beimischungen für pelletiertes Futter

Das Struktur Mix Futter ist durch folgende Beimischungen zu ersetzen oder zu ergänzen. Dabei ist zu beachten, was sie an "Mastleistung" also Kolorieren mitbringen. Für Liebhaber Meerschweinchen sind sie meist nur als Leckerchen geeignet, oder in kalten Wintern um die Energieversorgung unter der besonderen Belastung zu erhöhen.

Ältere oder kranke, bzw. unterernährte Schweinchen dürfen um auch mehr Power zu bekommen mehr Kalorien tanken. Ähnliches gilt auch für Tiere im Deckeinsatz, der Trächtigkeit, Laktation (Säugephase) und dem Aufwuchs.

Tiere ohne erhöhten Energieanspruch verfetten nur.


Luzerne Häcksel


Timothee Gras

Wiesenkräuter

Kann bis zu 2 l gegen Raufutter Ergänzer getauscht werden

Blütenmischung

Kann bis zu 2 l gegen Raufutter Ergänzer getauscht werden

Löwenzahn


Kann bis zu 1 l gegen Raufutter Ergänzer  getauscht werden


Brennnessel

Kann bis zu 1 l gegen Raufutter Ergänzer  getauscht werden


Petersilienstängel

Kann bis zu 0,5 l gegen Raufutter Ergänzer getauscht werden

Vorsicht bei trächtigen Tieren!

Johannisbrot

Kann bis zu 300 g ergänzt werden

Besonders geeignet für trächtige Damen

Erbsenflocken

Kann bis zu 200 g ergänzt werden, bzw. in der Menge gegen das Misch Futter getauscht werden

Rote Bete Würfel

Kann bis zu 200 g ergänzt werden, bzw. in der Menge gegen das Misch Futter getauscht werden

Möhren Chips


Kann bis zu 200 g ergänzt werden, bzw. in der Menge gegen das Misch Futter getauscht werden

Apfel - Palaya - Banane

Kann bis zu 200 g ergänzt werden, bzw. in der Menge gegen das Misch Futter getauscht werden


Sonnenblumenkerne, geschält

Kann bis zu 200 g ergänzt werden


kernige Haferflocken

Kann bis zu 500 g ergänzt werden


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