Wer die Seiten über die Meerschweinchen-Rassen aufmerksam gelesen hat, wird festgestellt haben, dass die meisten Rassen eigentlich nur Mischlinge sind. Doch wann ist solch ein Mischling kein Mischling mehr, sondern eine Rasse?

Nehmen wir doch mal den Schopf-Rex als Beispiel. Er ist eine Mischung aus Crested und Rex.

Der Gen-Code des Crested:             LL rhrh MM lulu StSt RxRx FzFz ChCh.

Der Gen-Code des US-Teddys:         LL rhrh MM lulu stst  rxrx FzFz ChCh.

Die Gen-Codes unterscheiden sich an zwei Stellen. Dem dominanten St für die Krone und den rezessiven rx für Rex.

  St rx  St rx
st Rx Stst Rxrx Stst Rxrx
st Rx Stst Rxrx Stst Rxrx

Die F1-Generation wird also immer spalterbig für das Schopf-Gen und das Rex-Gen sein. Das heißt, es wird eine Krone haben, aber es ist nur ein Rex-Träger (RT).

Jetzt gibt es drei Möglichkeiten weiter zu machen. Entweder man verpaart die F1 mit einem Crested, einem Rex oder mit einem anderen F1. Die Krone der F1 ist 100% sichtbar, das RT ist nicht sichtbar.

Möglichkeit 1

F1 x Crested (z.B. Rückverpaarung)

  St Rx st rx St rx st Rx
St Rx StSt RxRx Stst Rxrx StSt Rxrx Stst RxRx
St Rx StSt RxRx Stst Rxrx StSt Rxrx Stst RxRx

Ergebnis:

StSt RxRx = Crested

Stst Rxrx = spalterbigs Crested RT

StSt Rxrx = Crested RT

Stst RxRx = spalterbigs Crested

Alle Tiere sind optisch nicht zu unterscheiden. Möglichkeit 1 scheidet aus, denn das wäre vermehren und nicht züchten.

Möglichkeit 2

F1 x Rex (z.B. Rückverpaarung)

  St Rx st rx St rx st Rx
st rx Stst Rxrx stst rxrx Stst rxrx stst Rxrx
st rx Stst Rxrx stst rxrx Stst rxrx stst Rxrx

Ergebnis:

Stst Rxrx = spalterbigs Crested RT

stst rxrx = Rex

Stst rxrx = spalterbiger Schopf-Rex

stst Rxrx = Glatthaar RT

Es werden keine reinerbigen Schopf-Teddys fallen, weil die Krone spalterbig sein wird. Aber grundsätzlich ist man hier auf dem richtigen Weg. Alle Jungtiere lassen sich einer Rasse und Trägereigenschaft zuordnen.

Möglichkeit 3

F1 x F1 (z.B. Geschwisterverpaarung)

  St Rx st rx St rx st Rx
St Rx StSt RxRx Stst Rxrx StSt Rxrx Stst RxRx
st rx Stst Rxrx stst rxrx Stst rxrx stst Rxrx
St rx StSt Rxrx Stst rxrx StSt rxrx Stst Rxrx
st Rx Stst RxRx stst Rxrx Stst Rxrx stst RxRx

Ergebnis:

StSt RxRx = Crested

StSt Rxrx = Crested RT

StSt rxrx = reinerbiger Schopf-Rex

Stst RxRx = spalterbigs Crested

Stst Rxrx = spalterbigs Crested RT

Stst rxrx = spalterbiger Schopf-Rex

stst RxRx = Glatthaar

stst Rxrx = Glatthaar RT

stst rxrx = Rex

Hier fallen rein- und spalterbige Schopf-Rexe, die optisch nicht von einander zu unterscheiden sind. Auch die gekrönten Tiere sind nicht optisch von einander zu unterscheiden. Dasselbe gilt auch für die Glatthaare. Nur der Rex ist eindeutig zu identifizieren. Ob das wirklich Sinn macht bleibt dahingestellt. Besonders da nur 25% der Jungen in der gewünschten Rasse fallen können.

Fazit:

Für dieses Zuchtziel wäre Möglichkeit 2 die zielführenste, wenn man im Anschluß mit den spalterbigen Schopf-Rexen weiter macht.

  St rx st rx
St rx StSt rxrx Stst rxrx
st rx Stst rxrx stst rxrx

Es besteht eine 75% Möglichkeit auf Schopf-Rexe, davon 1/3 reinerbige, und 25% Rexe. So produziert man keinen weiteren genetischen Murks. Ab dem Moment, wo keine Rexe mehr fallen, kann man von der Rasse Schopf-Rex sprechen.

Im weiteren Verlauf würde durch einkreuzen von Texel in den Schopf-Rex das Merino entstehen.

Zum Glück muss das Rad ja nicht neu erfunden werden. Diese Rassen gibt es nämlich schon, auch wenn sie beim MFD nicht anerkannt sind. Man muss nur genug danach Suchen und die Tiere, die dabei gefunden werden sind bestimmt oft mit gewissenhafter Zuchtauswahl zu verbessern.

Wichtig ist: Nicht alles, was man züchten kann, macht auch Sinn.

Egal was man aber züchtet, immer müssen die Papiere / der Stammbaum sauber geführt werden. Dann bleibt man vor unliebsamen Überraschungen meist verschont. Dazu gehört, das mögliche aber nicht bestimmte / erkannte Trägereigenschaften weiter mitgeteilt wrden und nicht einfach bei herausfallen aus dem Stammbaum verschwiegen werden.

Stichwort: Qualzucht

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