Ein paar Worte zur Zucht

Was ist Zucht?

Zucht ist nicht ein Böckchen und ein Weibchen zusammenzusetzen und zu schauen was passiert. Das ist verantwortungsloses Vermehren.

Zucht bedeutet mit gesunden und durchgezüchteten Tieren einen definierten Standard sinnvoll zu erfüllen. Dazu muss man sich in der Züchtungsgenetik genügend auskennen, um nicht nur Tiere miteinander zu kreuzen, die schön aussehen, sondern vor allem auch genetisch zusammenpassen. Einige Rassen und vor allem einige Farben sowie einige Zuchtlinien darf man einfach nicht miteinander verpaaren, weil dabei kranke oder sogar nicht mal lebensfähige Tiere entstehen werden.

Was ist vor dem Beginn des Züchtens zu bedenken?

  1. Kann ich mich von den gezüchteten Jungtieren und den in Zuchtrente getretenen Tieren auch trennen? Wenn nicht, dann lass‘ es mit dem Züchten sein.
  2. Habe ich das nötige Wissen, um verantwortlich mit sorgfältig ausgewählten Zuchttieren planmäßig zu züchten? Wenn nicht, dann lass‘ es mit dem Züchten sein.
  3. Habe ich genügend Platz, um allen Zuchttieren und der Nachzucht ausreichenden und artgemäßen Platz zu bieten? Das gilt auch für die Gesellschafter in den Zuchtpausen und die nicht verkauften, bzw. für die eigene Zucht behaltenen Jungtiere. Wenn nicht, dann lass‘ es mit dem Züchten sein.
  4. Habe ich genügend finanzielle Rücklagen, um nicht auf Kosten der Tiere sparen zu müssen? Und besonders in der Zucht sind schnell mal Tierarztkosten fällig, die man als Liebhaberhalter gar nicht auf dem Plan hatte. Wenn nicht, dann lass‘ es mit dem Züchten sein.
  5. Habe ich genügend Zeit, auch mal sehr lange Zeit zeitlich schwer eingegrenzt zu werden? Zum Beispiel, wenn Jungtiere gepäppelt oder gar ganz von Hand aufgezogen werden müssen. Wenn nicht, dann lass‘ es mit dem Züchten sein.
  6. Bin ich bereit, mich an die Regeln der Zuchtverbände des Meerschweinchens zu halten? Wenn nicht, dann lass‘ es mit dem Züchten sein.

Damit ist die Liste noch längst nicht zu Ende.

Was ist ein Züchter?

Ein Züchter ist jemand, dem es nach Wissen dürstet und doch weiß er, dass er nie alles wissen wird. Er ringt mit Entscheidungen zwischen Vernunft, Herz und Verpflichtungen.

Ein Züchter verbringt Stunden ohne Schlaf um eine Paarung zu planen oder mit Anspannung auf eine bevorstehende Geburt zu warten und hinter her über jedes Niesen und Quicken zu wachen.

Ein Züchter verzichtet auf ein Galadinner, eine ach so "wichtige" Ausstellung usw., weil eine Geburt bevorsteht oder die kleinen Babys um 8Uhr gefüttert werden müssen.

Ein Züchter übersieht die Geburtsflüssigkeiten, setzt seinen Mund auf den des Meerschweinchens, um im wahrsten Sinne des Wortes, dem hilflosen Neugeborenem  das Leben einzuhauchen, denn es ist die Verwirklichung seiner Träume.

Der Schoß des Züchter ist ein großartiger Platz, auf dem Generationen von gesunden und typvollen Meerschweinchen, die mehr als nur "schön sein" können schlummern.

Des Züchter Hände sind stark, fest und oft schmutzig und doch wiederrum sensibel für das Stupsen einer kleinen Nase.

Der Rücken des Züchter ist oft krumm und buckelig von der Niedertracht mancher Mitmenschen, die meinen Lügen über seine Tiere und ihn verbreiten zu müssen und doch ist er  breit und stark genug, tausende solcher Lügen mit einem stolzem Lächeln zu ertragen.

Die Arme eines Züchter sind stark genug, gleichzeitig zu Wischen, einen Arm voll Meerschweinchen zu tragen und eine Hand dem Anfänger zu leihen.

Die Ohren eines Züchter sind seltsame Gebilde, manchmal ganz Rot vom Gerede, manchmal flach vom Telefonhörer, manchmal Taub vor Kritik und dann wieder hellhörig für das Quicken eines kranken Schweinchens.

Die Augen des Züchter sind trübe vom Studieren der Ahnentafeln, manchmal blind gegenüber den Fehlern der anderen und doch scharf in der Wahrnehmung der eigenen Fehler. Sie sind immer auf der Suche nach der perfekten Spezies.

Das Gehirn des Züchters ist manchmal getrübt von Gesichtern und doch kann es seine Ahnentafeln oder Geschichten über seine geliebten Tiere schneller wiedergeben als ein Computer. Er steckt voller wissen, dass er es jederzeit auch anderen großzügig zur Verfügung stellt.


Wer auch immer diesen Text verfasst hat, dieser Autor weiß, was es bedeutet ein Züchter zu sein. Leider wird einem manchmal dieses wunderbare Hobby schwer gemacht!

Warum züchten?

Warum will man züchten? Die Frage muss jeder für sich selber beantworten. In der Regel bespricht man sich mit Familie und Freunden, bevor man loslegt. Selten sind sofort alle begeistert und dafür. Man muss sich wirklich jedes Argument des Umfeldes offen anhören und bedenken. In der eigenen Begeisterung übersieht man vieles, was andere bemerken. Hört gut zu und seid ehrlich zu euch selbst. Das ist aktiver Tierschutz! Vielleicht seid ihr keine geeigneten Züchter, aber das heißt nicht, dass ihr nicht bereit seid, eine kleine bis große glückliche Gruppe Meerschweine zu halten und so vielleicht Zuchtrentnern einen tollen Lebensplatz zu bieten. Und nicht alles, was gezüchtet wird, entspricht auch dem Standard. Auch diese Tiere suchen liebevolle Hände.

An dieser Stelle empfehle ich dringend auch diese Seite zu lesen: Gynäkologie & Andrologie

Definition von Qualzucht

Tierschutzgesetz
 § 11b
 

(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung

1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder

2. bei den Nachkommen

a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,

b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder

c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.

(2) Die zuständige Behörde kann das Unfruchtbarmachen von Wirbeltieren anordnen, soweit züchterische Erkenntnisse oder Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass deren Nachkommen Störungen oder Veränderungen im Sinne des Absatzes 1 zeigen werden.

(3) Die Absätze 1 und 2 gelten nicht für durch Züchtung oder biotechnische Maßnahmen veränderte Wirbeltiere, die für wissenschaftliche Zwecke notwendig sind.

(4) Das Bundesministerium wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung mit Zustimmung des Bundesrates

1. die erblich bedingten Veränderungen und Verhaltensstörungen nach Absatz 1 näher zu bestimmen,

2. das Züchten mit Wirbeltieren bestimmter Arten, Rassen und Linien zu verbieten oder zu beschränken, wenn dieses Züchten zu Verstößen gegen Absatz 1 führen kann.


Diese Formulierung ist etwas arg schwammig, was laut dem Deutschen Tierschutzbund e.V., dazu führt, das es Behörden und Kontrollinstanzen Schwierigkeiten bereitet Qualzuchten rechtlich zu verfolgen.

So unterschiedlich wird Qualzucht verstanden:

Als Qualzucht bezeichnet man bei der Züchtung von Tieren die Duldung oder Förderung von Merkmalen, die mit Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen für die Tiere verbunden sind. Betroffene Tiere werden auch als Qualzüchtungen bezeichnet.
Quelle: Qualzucht – Wikipedia  06.11.2022


Qualzucht bezeichnet eine Zucht, die für die Tiere mit Leid und Schmerz verbunden ist. Bei der Zucht sollen bestimmte Merkmale des Tieres deutlicher herausgezüchtet werden, ungeachtet der körperlichen Nachteile, die für das Tier dadurch entstehen.


Von Qualzucht ist dann die Rede, wenn Zuchtergebnisse bei einem Tier mit gesundheitlichen Problemen und Einschränkungen einhergehen.

Beim Meerschweinchen:

In diversen Medien wird Haarlosigkeit und nicht gerade gestreckte Tasthaare zu Qualzuchten gezählt. Denn sie sind eines Teils ihrer Schutzfunktionen beraubt.

Wenn man dies nun so stehenlassen will, was kommt dann als nächstes? Rosetten, deren Kämme und Wirbel keinen durchgehenden Wetterschutz bieten? Langhaar Rassen deren Fellmenge ihnen unzumutbare Leistungen abverlangen und auch noch verdrecken und durchnässen, weil sie sich nicht selber pflegen können?

Was bleibt dann noch übrig? Glatthaar, denn Crested haben ja wieder einen Wirbel der ein Loch im Schutz bedeutet. Satin sind per se ja was ganz fürchterliches. Die haben ja alle OD. 

Das allerneute war: Kurze Lebensdauer sollte auch unter Qualzucht fallen. Dabei wurde aber nicht bedacht, das eine selektive Zucht sich auf eine verlängerte Lebensspanne auswirken kann. Die wilder Ahnen haben nämlich eine kürzere Lebensspanne als unsere Rasse Meerschweinchen als verantwortungsvoller Zucht.

Was fällt beim Meerschweinchen tatsächlich unter Qualzucht?

Qualzucht die „Produktion“ von Tieren mit lebensbeeinträchtigenden Eigenschaften. 

Fehlende Tasthaare & Wimpern, sowie sämtlicher Schutzhaare

Dazu gehört ganz klar die Zucht von Nackttieren, die der Rasse Baldwin angehören. Für die Rasse Skinny Pig gilt dieses nicht. Da es diese Rassen nun einmal gibt, und es sich immer Leute finden werden die sie weiter züchten oder vermehren werden, wird es auch immer Fans dieser Nackedeis geben. Deshalb gibt für alle Halter dieser Tiere einiges wichtiges zu beachten um ihnen nicht den Tatbestand von Tierquälerei zu unterstellen. Das beginnt bei der Differenzierung der beiden Rassen.

Lethal White Syndrom

Als Lethalfaktor oder Lethalfehler bezeichnet man ein Allel eines Genes, das in homozygoter Form zu schwerbehinderten und nicht lebensfähigen Welpen führt.

In der Meerschweinchen Zucht ist dieses Allel das dominante Rn der Schimmel und Dalmatiner, das dabei in seiner heterozygoten Form zur Ausprägung der Zeichnung und in homozygoter Form zu schwerbehinderten und nicht lebensfähigen Welpen führt.

Der Vorteil ist, dass jedes Tier, das dieses Gen trägt, es auch in seinem Aussehen zeigt, wenn es nicht durch unsinnige Verpaarung überdeckt wurde. So kommt es nicht so leicht zu unsichtbaren Genträgern. Trotzdem gehört die Zucht dieser Tiere in fachkundige Hände.

Die tödliche Wirkung eines Letalfaktors bei homozygoten Individuen kann je nach Faktor in verschiedenen Entwicklungsstadien auftreten:

Bei den Keimzellen (nicht lebens- bzw. befruchtungsfähig)

Während der Embryonalentwicklung

Während der fetalen Entwicklung

Nach der Geburt

In Deutschland sind Letalfaktoren im Gutachten zum §11b des Tierschutzgesetzes mit einem Zuchtverbot belegt (Qualzucht).

Dazu der relevante Ausschnitt aus dem Tierschutzgesetzt §11b:

Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten …, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse*1 … erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung … bei der Nachzucht, den … Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten … 

*1 Die züchterische Erkenntnis und dessen Erwartung ist im Fall des Roan Gens bekannt und belegt. Dadurch fällt eine Verpaarung nicht unter eine Ordnungswidrigkeit, sondern es handelt sich um eine Straftat. Unwissenheit schützt nicht vor Strafe.

Hier ein Link zu einer bebilderten Dokumentation von Lethal Welpen

Vermehren ohne Stammbaum und Kenntnisse einer gesunden Herkunftszucht

Schon das Vermehren mit Tieren ohne Stammbaum ist riskant. Man weiß nicht, ob die Tiere nicht evtl. irgendwelche Gesundheitsprobleme mit sich herumtragen oder verdeckte Gene wie das Roan tragen. Es ist kein Geheimnis, dass viele Zoo-Läden und Vermehrer Tiere vertreiben, die oft nur wenige Wochen bis Jahre leben. 

Wer auf diese Art vermeintlich züchtet, investiert nicht in Gesundheitsvorsorge und optimale Haltung und Aufzucht. Leider ein Leid, das sich nicht auf wenige Tierarten beschränkt.

Übertypisierung

Bei Hunden und Katzen wurde es bereits vorgemacht. Die Köpfe wurden immer runder und kürzer. Die Folgen sind auch nicht Tierhaltern von betroffenen Tieren bekannt, oder zumindest nicht fremd.

Auch die Köpfe der Meerschweinchen werden immer runder und kürzer. Harmlose Anzeichen für zu kurz sind lustige Schönheitsfehler im Fell.

Urtyp
Rasse Typ
Übertypisiert


Kiemen
Anglewings
Twister

Trotz solcher Offensichtlichkeit wird noch immer behauptet das es keine Übertypisierung gibt. 

Dabei ist es oft genug schon ohne Untersuchung erkennbar, dass solch kurze Köpfe zu Leid führen. Es gibt Atemgeräusche von Geburt an. Trächtige Damen haben zum Ende der Trächtigkeit Atemnot, weil der volle Bauch die Lungentätigkeit einschränkt und der Nase ebenfalls zu wenig Raum bietet.

In die Kiefer passen die Zähne nicht mehr vernünftig hinein um es kommt zu Kauproblemen bis hin zu OP bedarf.

Gesunde Tiere sind nie das Zuchtziel, 

sondern die absolute Grundvoraussetzung 

um überhaupt zu züchten!

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